Gemeinschaftlicher Wiesenvogelschutz
Wiesenvögel wie Kiebitz oder Uferschnepfe brüten bevorzugt auf offenen, gut einsehbaren Grünland- oder auch Ackerflächen. Jedes Jahr werden durch die anfallende Frühjahrsbewirtschaftung zahlreiche Gelege zerstört oder Küken getötet.
Im Rahmen des Projekts „Gemeinschaftlicher Wiesenvogelschutz“ können gefährdete Wiesenvogelarten gezielt geschützt werden – durch freiwillige, abgestimmte Maßnahmen in enger Zusammenarbeit mit Landwirt:innen.
Gefährdete Vogelarten wie der Kiebitz, die Uferschnepfe, der Rotschenkel oder Austernfischer brüten am Boden – vorzugsweise im offenen Grünland. In unserem Einzugsgebiet befinden sich zahlreiche Brutplätze - aktuell werden Schutzmaßnahmen vor allem im Bereich Langenhorn, Galmsbüll, Dagebüll und Uelvesbüll umgesetzt.
Frühjahrsarbeiten wie das Abschleppen oder Walzen von Grünlandflächen stellen eine erhebliche Gefahr für die Gelege dieser Bodenbrüter dar, da sie häufig genau in die Brutzeit der Vögel fallen. Auch eine frühe Mahd kann Nester zerstören oder bereits geschlüpfte Küken töten. Ähnliche Risiken bestehen bei der Bearbeitung von Ackerflächen.
Genau hier setzt der „Gemeinschaftliche Wiesenvogelschutz“ an: Um diese Risiken zu minimieren, setzen Bewirtschafter:innen in Absprache mit Gebietsbetreuer:innen und der Lokalen Aktion gezielte Maßnahmen um. Dies kann beispielsweise durch eine Verschiebung der Frühjahrsarbeiten, eine Verschiebung des Mahdzeitpunktes, das Auszäunen von Gelegen auf Weideflächen oder gezielte Markierung und Aussparung von Gelegen im Grünland und auf dem Acker erfolgen.
Die daraus resultierenden Einschränkungen in der Bewirtschaftung werden vom Land Schleswig-Holstein finanziell ausgeglichen. Der „Gemeinschaftliche Wiesenschutz“ zeichnet sich aus durch das unbürokratische Verfahren, bei dem die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Naturschutz im Vordergrund steht, aus.
Neben den primär im Fokus stehenden Wiesenvogelarten profitieren auch Singvogelarten wie Braunkehlchen und Feldlerche von den Schutzaßnahmen.
Wie läuft es bei uns vor Ort?
Das Artenschutzprogramm „Gemeinschaftlicher Wiesenvogelschutz“ wurde bereits 1999 von Landwirt:innen und Naturschützer:innen in der Eider-Treene-Sorge-Region (ETS) in Schleswig-Holstein ins Leben gerufen, um Wiesenbrütergelege und -familien vor der Zerstörung durch die landwirtschaftliche Nutzung der besiedelten Flächen zu schützen. Im Jahr 2021 wurde der GWS auch in Nordfriesland etabliert. Wir als Lokale Aktion übernehmen die Koordination, während die praktische Kartierarbeit von engagierten ehrenamtlichen Gebietsbetreuern durchgeführt wird. Fachlich unterstützt werden wir durch das Michael-Otto-Institut (MOIN).
Das Förderprogramm „Gemeinschaftlicher Wiesenvogelschutz“ kommt nur auf tatsächlich von Wiesenvögeln besiedelten Flächen in Schleswig-Holstein zum Einsatz. Welche Flächen dies sind, wird von unseren ehrenamtlichen Gebietsbetreuer:innen ermittelt. Die Betreuer:innen beobachten die Gelege und halten den Kontakt zu den Bewirtschafter:innen und sprechen geeignete Maßnahmen mit ihnen ab. Nach Abwandern der Familien können die Flächen wieder uneingeschränkt bewirtschaftet werden. Damit stellt der GWS eine sehr gezielte Schutzmaßnahme dar, mit individuell auf das Wiesenbrütervorkommen zugeschnittenen Maßnahmen. Ob im darauffolgenden Jahr erneut eine Teilnahme am Programm erfolgt, kommt natürlich darauf an, ob die Vögel sich wieder auf den eigenen Flächen niederlassen. In Schleswig-Holstein zeigt diese Schutzmaßnahme gute Erfolge, auch wenn der Bruterfolg teilweise durch andere Faktoren wie die Prädation oder Umwelteinflüsse minimiert wird.
Wer sich für den „Gemeinschaftlichen Wiesenvogelschutz“ interessiert, als Landwirt:in Maßnahmen umsetzen oder sich ehrenamtlich als Gebietsbetreuer:in engagieren möchte, kann sich gerne bei uns melden:
telefonisch unter
04671 933 517 oder per Mail an runder.tisch@naturschutz-nf.de

